Alternativstandorte - falls dieser Bau überhaupt

sein muss

Falls überhaupt diese Form der Klärwerktechnik mit Becken gebaut werden muss, so gäbe es nach Aussage des am 25.2.2021 offengelegten Gutachtens neben dem ausgewählten Baustandort bei der Hammermühle noch 10 weitere, davon mindestens zwei recht taugliche Alternativstandorte. Zu finden im sog. “Sachstandsbericht”. Die erste Wahl fiel  - alleine aufgrund “betrieblicher Vorteile” - auf den Standort gegenüber der Hammermühle. Die Kriterien der Bedrohung eines Kulturdenkmals, der Verengung der wichtigsten Frischluftschneise, der zu erwartender Geruchsbelästigungen für Anwohner und des viel zu geringen Abstands zur Wohnbebauung fanden keinerlei Berücksichtigung. Dieser Baustandort ist also lediglich ein wenig angenehmer für die ELW, sonst nichts. Eine sinnlose Baumaßnahme, angesichts neuer Technikentwicklungen  Mal gleich vorweg: Nirgends lässt sich für die Stadt Wiesbaden leichter Geld generieren, als durch die Gebührenerhöhungen z.B. bei Müll und Abwasser (beides ELW)! Und in keinem Bereich folgen die Stadtverordneten bereitwilliger den ELW- Ansagen. Für die einen ist es das leicht zu beschaffende Geld, für die anderen die “komplexe Technik”, die sich nur schwer verstehen lässt und dann wird im Stadtparlament oft nur abgenickt. Aber so kompliziert ist das auch wieder nicht.... Die geplante, sogenannte 4. Klärstufe der Kläranlage soll Medikamentenrückstände und Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser filtern. Neue Untersuchungen aus der Wissenschaft zeigen auf, dass die Filterungstechnik der 4. Klärstufe Medikamentenrückstände und Mikrostoffe nicht sollständig filtern können, stattdessen sogar neue Abbauprodukte in das Abwasser leiten würden. Aktuell wird weiter verstärkt an den Alternativen geforscht - Techniken an den Bestandsbecken (u.a. Verfahren mit Ozonbehandlung) und grundlegende Veränderungen an der Quelle (das was eingeleitet wird) sind die Zukunft. Grundlegende Änderungen an den Stoffen, die eingeleitet werden, sind gerade das ganz große Thema. Das Wiesbadener Klärwerk ist in der EU nicht alleine. Man arbeitet in der EU-Verwaltung intensiv an Lösungen, um die teuren, und oft gar nicht realisierbaren, vierten Klärstufen zu vermeiden. Die Gründe liegen auf der Hand: Abertausende Städte und Gemeinden haben kein Geld, oder keinen Platz für die großen Becken der 4. Klärstufe. Zudem bieten viele Kläranlagen in der EU gar nicht die technischen Voraussetzungen, die eine Einleitung in eine 4. Sufe ermöglichen. Während unzählige, ärmere Gemeinden und Städte gar nicht an eine Klärstufe 4 denken können, will man aber in Wiesbaden vorschnell bauen. Aber abwarten ist das Gebot der Stunde - vor allem bei einem drohenden Verlust von 100 Millionen Euro! Diese dürfen schon gar nicht durch womöglich veraltete Technik verschwendet werden. Bei der aktuellen Offenlegung werden die Baukosten nicht mehr genannt. Die Zahl von 100 Millionen kommt aus früheren Vorplanungen und erfahrungsgemäß wird es mit den Jahren eher mehr. Aktuelle Anmerkung am 3.3.2021: Der kommissarische Leiter des Wiesbadener Baudezernats ließ über die Frankfurter Rundschau vermelden, dass “25 bis 30 Millionen Euro” Baukosten zu erwarten seien. Zuvor hieß es immer 90 Millionen und darüber. Erfahrungsgemäß dürfte eher die letztere Zahl zutreffen. Trendwende gegen die 4. Klärstufe Der Fokus der Wissenschaft lenkt sich zunehmend auf die Verursacher. Wo weniger Medikamentenrückstände und Mikroverunreinigungen ins Abwasser gelangen, muss weniger gefiltert werden. Dazu kommen Studienergebnisse, dass die Reinigungsleistung vierter Klärstufen zu schlecht ist. Der Kosten- Nutzen-Faktor ist eindeutig negativ. Aus www.klaerwerk.info:  Die Studie „KOSTEN UND VERURSACHUNGSGERECHTE FINANZIERUNG EINER VIERTEN REINIGUNGSSTUFE IN KLÄRANLAGEN“ des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)  zeigt auf, dass Schadstoffvermeidung der effektivste Weg sei und 4. Klärstufen eben nicht effektiv sind, immense Gebührenaufschläge (17%) zur Folge hätten. Alle Aufmerksamkeit solle der Vermeidung, nicht der Filterung von Schadstoffen gelten – also NICHT zu bauen.   Aber Wiesbaden will bauen. Link: https://www.bdew.de/media/documents/PI_20181022_Executive_Summary_Finanzierung-4-Reinigungsstufe-_Klaeranlagen.pdf Auszüge daraus: „Neue Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass auch die Filtertechniken einer 4. Klärstufe nicht in der Lage  sind, alle unerwünschten Stoffe vollständig aus dem Wasser zu entfernen. Zudem können durch die Filterung neue Abbauprodukte entstehen, die dann in die Gewässer gelangen. ... …sollten außerdem bei der Zulassung verstärkt auf die Umweltverträglichkeit der Medikamente achten. Die Bedeutung dieses Themas wird immer wichtiger: Laut Studien wird der Arzneimittelkonsum in Deutschland bis zum Jahre 2045 um bis zu 70 Prozent steigen. Deshalb muss die Vermeidung von Schadstoffeinträgen in den Mittelpunkt rücken Ein weiteres Beispiel im Industrie-Fachmagazin Springer Professional,  folgender link: https://www.springerprofessional.de/klaeranlagen/schadstoffe/-vierte-reinigungsstufe-loest-nicht-das-spurenstoff-problem-/15602642  Die Überschrift sagt schon alles: "Vierte Reinigungsstufe löst nicht das Spurenstoff-Problem" Der Autor Professor Klaus Kümmerer fordert darin bei der Lösungssuche stärker an der Quelle anzusetzen. Anthropogene Spurenstoffe in der aquatischen Umwelt seien nicht ohne Folgen für Ökosysteme und Menschen. Dabei meint er nicht nur die Arzneimittelrückstände, sondern auch Pestizide und alle möglichen Zusatzstoffe, die aktuell immer noch in Kosmetika, Reinigungsmittel etc. eingemischt werden. Weiter heißt es im Artikel: „Der DWA-Präsident Otto Schaaf forderte kürzlich bei der Suche nach Lösungen an der Quelle anzusetzen, was wichtiger sei, als den Kläranlagenbetreibern die Verantwortung zuzuweisen.“ Und: „Mit den Spurenstoffen kommen wir nun aber an Grenzen, denn es zeigt sich, dass die in Diskussion befindliche erweiterte Abwasserreinigung das Problem nicht lösen kann, sondern verdeckt oder gar verlagert. Keines der Verfahren kann die Mehrheit der Stoffe voll umfänglich entfernen, oft gar nicht.“ Und weiter: „Insbesondere für die Spurenstoffe müssen wir daher zurück zur Quelle, denn was gar nicht erst eingetragen wird, was sich nicht im Abwasser findet, muss auch nicht entfernt werden.“ ….“ Aufgrund ihrer Grenzen ist zumindest die vierte Reinigungsstufe nicht die alleinige Lösung, sondern sie ist eher als kritisch und als im Ausnahmefall, zum Beispiel in der Industrie, anwendbar zu betrachten.“ Die vielversprechenden Erfolge dieser Methoden und der sich rasant entwickelnden Wissenschafterkenntnisse gilt es daher in Wiesbaden zwingend abzuwarten. Bausummen im Bereich von über 100 Millionen Euro dürfen nicht auf Basis demnächst veralteter Techniken verschwendet werden. Diejenigen Städte, die vorschnell Becken bauen, werden dies in absehbarer Zeit als Fehlinvestition abschreiben müssen – so ggf. auch Wiesbaden.
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Steuermillion für überholte Klärtechnik?

      ...und zehn Alternativstandorte!

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